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Wald vor Wild (Gelesen: 6135 mal)
strauchdieb
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Wald vor Wild
12.04.2007 um 09:45:50
 
Servus,

ausgelöst durch das 4-Punkte Programm zum Schutz des Bergwaldes (letzte Ausgabe Panorama) gibts derzeit auf der DAV-Community-Seite eine sehr kontroverse Debatte: http://www.dav-community.de/invisionboard/index.php?showtopic=30224&st=0. Anscheinend gibt es schon die ersten Austritte erboster Jäger oder Jägerfreunde aus dem AV deswegen.

Gruß, Strauchdieb
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Renntier Karsten
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Re: Wald vor Wild
Antwort #1 - 12.04.2007 um 13:01:17
 
ich dachte immer, daß Flora und Fauna zusammengehören...

OK, einen "Urwald" haben wir in Mitteleuropa nicht mehr - alle Wälder sind bewirtschaftet und vom Menschen reguliert (sowohl die Flora wie die Fauna). Aber warum der Wald vor dem Wild stehen sollte, ist für mich auch nicht nachvollziehbar.

Gruß Karsten
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"Wer Meinungen äußert muss auch bereit sein, Diskussionen auszuhalten - und vielleicht sogar seine Ansicht zu ändern" (John Stuart Mill)
 
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strauchdieb
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Re: Wald vor Wild
Antwort #2 - 12.04.2007 um 13:46:18
 
Hallo Karsten,

ohne die Diskussion noch mal von vorne zu beginnen: Die Wildbestände sind aufgrund der durch den Menschen ausgerotteten Fraßfeinde und die Nichterfüllung oder die zu geringen Abschußquoten für den (Berg-) Wald zu hoch. Der Mensch hat das Gleichgewicht zerstört und da wir "funktionierende" Schutzwälder benötigen, müssen wir dafür Sorge tragen, dass Wildbestand und Wald wieder zusammenpassen. Die Waldfläche den Wildmengen anzupassen geht halt nur sehr schwer, umgekehrt ists einfacher. Dann hat der Wald eine Chance sich zu regernerieren und auszubreiten, dann ist auch wieder Platz für mehr Wild. Deshalb jetzt: "Wald vor Wild".

Gruß, Strauchdieb
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Renntier Karsten
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Re: Wald vor Wild
Antwort #3 - 12.04.2007 um 16:00:48
 
Hallo Strauchdieb,

auch in der von Dir verlinkten Community wird das Thema kontrovers diskutiert, und Deine Ansichten sind dort keineswegs nur auf Zustimmung gestoßen. Neben Wildverbiss gibt es eben auch Themen wie Verbuschung. Das Ökosystem ist zu komplex, um es auf eine Formel "Wald vor Wild" oder auch ein 4-Punkte-Programm zu reduzieren (mir ist auch die Argumentationskette des DAV "Klimaveränderung -> Sturm Kyrill -> Bedarf an Wildregulierung" zu sehr vereinfachend und popularisierend).
Um Hubert aus der Community zu zitieren: "Wald UND Wild" - diese Meinung teile auch ich. Und beides bedarf derzeit der Pflege durch den Menschen - an dem Punkt sind wir uns einig

Gruß Karsten
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strauchdieb
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Re: Wald vor Wild
Antwort #4 - 12.04.2007 um 16:14:29
 
Renntier Karsten schrieb am 12.04.2007 um 16:00:48:
(.1..)  Deine Ansichten sind dort keineswegs nur auf Zustimmung gestoßen.
(.2..) Das Ökosystem ist zu komplex, um es auf eine Formel "Wald vor Wild" oder auch ein 4-Punkte-Programm zu reduzieren (mir ist auch die Argumentationskette des DAV "Klimaveränderung -> Sturm Kyrill -> Bedarf an Wildregulierung" zu sehr vereinfachend und popularisierend).
(.3..) Um Hubert aus der Community zu zitieren: "Wald UND Wild" - diese Meinung teile auch ich. 


Hallo Karsten,

zu 1. klar, sonst wärs ja keine kontroverse Debatte
zu 2. zwar lassen sich komplexe Zusammenhänge nicht einfach erklären - aber irgendwo muss man ja anfangen
zu 3. Hab ja nicht geschrieben Wald ohne Wild, sondern nur zeitliche Prioritäten gesetzt. Wenn der Wald mit weniger Wild gesunden kann, dann ist später wieder Platz für mehr Wild. Niemand sagt "kein Wild", alle sagen "weniger Wild", nur wieviel und wie, darüber herrscht Uneinigkeit.

Gruß, Strauchdieb
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Renntier Karsten
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Re: Wald vor Wild
Antwort #5 - 12.04.2007 um 17:08:27
 
einen Aspekt würde ich gern noch hinzufügen: Futtermangel ist in der Natur ein wichtiges Selektions- und Regulationskriterium. Das "schädigt" auch immer die Futterquellen (hier: den Wald), weil ein verhungerndes Tier nach dem sprichwörtlichen Halm greift (in einer ursprünglichen Natur würde es dann leichte Beute von Räubern) - langfristig stellt sich aber ein Gleichgewicht ein.

Ich habe Zweifel, ob ein (wenig selektierender) verstärkter Abschuss die gleiche Wirkung hat.

Ich habe so ein wenig das Gefühl, hier wird von einer stark romantisierenden - menschlichen !!!! - Vorstellung ausgegangen wie der Wald auszusehen habe. Der "Urwald" sah definitiv anders aus - da lagen Baumstämme kreuz und quer, und wenn sich nach einer Sturm- oder Lawinensaison der Borkenkäfer über das Holz hermacht, ist das auch ein natürlicher Vorgang.

Mir ist schon klar dass wir nicht von heute auf morgen den Wald sich völlig selbst überlassen können - wir sollten aber davon wegkommen, alles nach unseren Vorstellungen reparieren zu wollen, und statt dessen wieder mehr auf die natürlichen Gleichgewichtsprozesse setzen. Der Ruf nach verstärktem Abschuß läuft dem m.E. zuwider

Ist übrigens interessant dass den Jägern jetzt zuwenig Abschuß vorgeworfen wird - vor nicht allzulanger Zeit lautete der Vorwurf, sie wollten zu viel schießen und würden alles erlegen, was einigermaßen stattlich ist und ihnen vor die Flinte läuft.

Um Mißverständnissen vorzubeugen: ich bin kein Jäger...
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Yak
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Re: Wald vor Wild
Antwort #6 - 12.04.2007 um 18:37:04
 
Ich kann da nur jedem Internet-Jäger mal raten von seinem PC aufzustehen und mal hineinzugehen in den Wald, vor allem diesen Bergwald. Ich mach das ab und an. Würde ich meinen mitgeführten, langhaarigen Beutegreifer nicht vorschriftsmäßig unter Kontrolle halten würde mir die Gute auf jeder Tour mehr Wild erlegen als ich in Monaten vertilgen könnte. Aktuell wird man fast zertrampelt vom Wild, solche Massen habe ich nie zuvor erlebt. Hat sicher viele Ursachen, eine davon ist meiner Meinung aber die Faulheit der Jäger die sich in ihren Suzukis und Schießständen verschanzen und gar nicht mehr merken was abgeht. Die Tiere haben gelernt, das ist Evolution könnte man sagen, na gut. Zudem kommt der massive Klimawandel, es gibt kaum Schnee diesen Winter, also kein Futtermangel. Dadurch aktuell kaum verendete Tiere sondern Vermehrung wie Wild  Zwinkernd Kommt der nächste schneereiche Winter werden diesen Massen an Tieren massive Probleme verursachen.
Die Lösung ist aus meiner Sicht einfach : Bruno nicht wie eine Horde Bekloppter mit Heli und MGs nachstellen sondern in Frieden lassen, ebenso zuwandernde Wölfe, dann reguliert sich das von alleine.
Aber da sind das Problem weniger die Jäger die in ihrer Mehrheit diese Raubtiere ja eher begrüßen sondern die "besorgten Bürger" die obschon nicht mehr im Mittelalter lebend immer noch Angst haben vorm bösen Wolf (und vor vielen anderen Dingen, die meisten sogar vor ihrem eigenen Schatten, drum nehmen sie auch klaglos die Einschränkung grundlegender Bürgerrechte durch unseren wildgewordenen Innenminister in Kauf, aber das ist eine andere Geschichte)
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Re: Wald vor Wild
Antwort #7 - 16.04.2007 um 15:22:08
 
Renntier Karsten schrieb am 12.04.2007 um 17:08:27:
einen Aspekt würde ich gern noch hinzufügen: Futtermangel ist in der Natur ein wichtiges Selektions- und Regulationskriterium. Das "schädigt" auch immer die Futterquellen (hier: den Wald), weil ein verhungerndes Tier nach dem sprichwörtlichen Halm greift (in einer ursprünglichen Natur würde es dann leichte Beute von Räubern) - langfristig stellt sich aber ein Gleichgewicht ein.

... vorausgesetzt, man zerstört das Regulationskriterium "Futtermangel" nicht durch künstliche Fütterung. Diese dient dazu, auch den schwachen und kranken Tieren durch den Winter zu helfen, damit auch sie sich im nächsten Jahr wieder fleißig vermehren können. Der Jäger an sich braucht viieel Wild, damit das Jagen nicht so mühsam ist  Ärgerlich
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Renntier Karsten
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Re: Wald vor Wild
Antwort #8 - 16.04.2007 um 16:24:24
 
Yak schrieb am 12.04.2007 um 18:37:04:
Die Lösung ist aus meiner Sicht einfach : Bruno nicht wie eine Horde Bekloppter mit Heli und MGs nachstellen sondern in Frieden lassen, ebenso zuwandernde Wölfe, dann reguliert sich das von alleine.


Anschi schrieb am 16.04.2007 um 15:22:08:
... vorausgesetzt, man zerstört das Regulationskriterium "Futtermangel" nicht durch künstliche Fütterung. Diese dient dazu, auch den schwachen und kranken Tieren durch den Winter zu helfen, damit auch sie sich im nächsten Jahr wieder fleißig vermehren können.


Dem kann ich nur zustimmen - das kommt dem Ziel der Rückkehr zur natürlichen Regulation näher
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