Der Sommer, der zu schnell zu Ende ging
Leider hat sich Martin, der mir ein Viertel Jahr angesichts der Torsäule eigentlich versprochen hatte, die erste Oktoberwoche noch mal mit mir in den Bergen zu verbringen, kurzfristig umentschieden, er ist jetzt doch lieber nach Amsterdam gefahren. Es ist das letzte Mal vor dem Abitur, dass er für längere Zeit von zu Hause weg kommt, und in .nl ist es für seine minderjährigen Saufkumpane halt einfacher, an die fürs Koma-Saufen erforderlichen Alk- Mengen
heran zu kommen. Außerdem sind dort noch ein paar in .de verbotene Vergnügungen
legal. Ich hätte den Martin wirklich gern dabei gehabt.
Das hat mich schon schwer enttäuscht.
Aber auch ohne Martin war es eine g**le Woche, klettern bis die Haut abfällt, und außer am Sonntag und am Mittwoch hatten wir die ganze Hütte mitsamt einer super netten Hüttenwirtin für uns allein.
Am
Samstag, den 29.September war es so weit: Nachdem unser Fahrer Burkhard erkrankte, machten wir (Benni, Kai und ich) die Probe einer ökologisch korrekten Anreise aufs Exempel. Mit Bus und Bahn von Stuttgart in die Steinberge. Weil einer von uns dreien finanziell in einer problematischen Situation ist, sind wir auf den Nahverkehr angewiesen. Der Preis dafür ist beachtlich: Wenn nur einer der sechs Anschlüsse verloren geht, verlieren wir einen Tag. Zweitens dauert es 9 statt 4 1/2 Stunden und drittens müssen wir eine Stunde länger laufen, weil sich auch in .at die Unsitte breit gemacht hat, auch noch den allerletzten Forstweg für den allgemeinen Verkehr frei zu geben. Gegen 22 Uhr 30 (also ganz SAN-mäßig) sind unsere schweren Rucksäcke mitsamt uns auf der Schmidt- Zabierow- Hütte. Wir wissen nur wenig von der Hütte, wollen bis zu 6 Tage oben bleiben und haben Etliches an Frühstück und Unterwegs- Verpflegung mit, Kai außerdem noch einen Kocher und ein paar Dosen Futter. Wir wissen auch wenig von den Routen und haben zur Sicherheit mal unser ganzes Geraffel hochgeschleppt.
Bis hier geht es klimaneutral, ab hier noch 35 km mit dem Bus weiter
Unser Startort ist also Lofer (was auch sonst, schließlich wollen wir dort losloofen) und
nur unwesentlich später sind wir oben
Viel zu viel Zeuchs haben wir dabei.
Wunderschöne Lager hat die Hütte
Der Regen der Vorwoche hat auf der Hüttenwand hässliche dunkle Streifen hinterlassen. Deshalb und weil der Wetterbericht heute noch aktuell ist, gehen wir die Reifhorn- Überschreitung im Gegensatz zur Planung, erst einen gemütlichen Klettertag zu machen und nebenbei die Überschreitung aus anderen Perspektiven zu sehen, bereits heute, am
Sonntag, an. Am laut KleFü angeblich nicht verfehlbaren Weg stehen wir am "Fuß des Eiskögele- SW- Grats" vor einer Wandflucht, die 200 m links nicht anders aussieht als 200 m rechts. Entweder nasse Rinnen oder plattige, den angegebenen dritten Grad um ein Mehrfaches übersteigende Wandstufen. Noch weiter rechts nasses Gras, ohne Steigeisen keine Chance. Kein Steinmann, kein Farbklex, keine Begehungsspur, kein Müll, nichts deutet auf die Route hin. Die ach so beliebte Tour wird pro Jahr auch nur max. 10 Mal wiederholt. Sagte hinterher die Wirtin.
Nach dem sinnlosen Antesten einiger Stellen umgehen wir die erste Wandstufe am Normalweg. Also schon zwei Stunden kaputtgemacht von dem ohnehin nur kurzen Rest- Tag. Bis aufs Eiskögele gehen wir noch, wo wir wegen eines popeleinfachen, aber super ausgesetzten 5-Meter-Stücks noch umständlich sichern müssen. Der Weg zurück ist dann natürlich nicht einfacher und auch als Angehöriger des StirnlampenAlpinistenNetzwerks will ich in diesem Gelände nur bei gutem Licht herum stürzen. Wobei stürzen an diesem Ort ohnehin verboten ist.
Kai, der noch nie im Hochgebirge war, hat sich im Schnee und Geröll gut geschlagen. Da sehe ich auch gleich den grasigen Abstiegen von der Hüttenwand entspannt entgegen. Und dem Aufstieg auch, denn der ist heute wunderbar abgetrocknet.
Mit so viel Schnee haben wir nicht gerechnet.
Zum Glück hat der Benni seine Hochtourenschuhe an und kann das vorsteigen.
Bereits hier: Traumaussicht in die Berchdesgadener.