leander
Ex-Mitglied
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Stille Grate am Wendelstein 03.08.2001
So, seit langem mal wieder ein Tourenbericht und vor Allem der Erste, seit ich Petra kenne. Ich habe mit ihr viele wunderschöne Bergtage verbracht...vielleicht schreib ich da auch mal drüber.
Morgens um ca. 10:00 Puhh ganz schön spät... gings los. Aber es ist ja Sommer, die Tage sind endlos und wir wohnen ja in Geitau. Schön ist das wenn man kein Auto braucht. Zu Fuß gings nach Osterhofen zur Wendelsteinbahn. Mit der selben fuhren wir auch dann hinauf ..:!??? Jaa. ich bin Seilbahn gefahren und nicht das erste Mal und ich muß dazu sagen...lange nicht mehr so widerborstig wie am Anfang. Nett ist das schon, in so einer Seilbahn...die Rucksäcke und auch die schweren Bergschuhe outen uns als Bergsteiger und es tut schon gut sich von den „Sandalenträgern“ abzuheben. Drei Damen im Hawaiihemd und in der oben genannnten Fußbekleidungen, erwägen ob sie wohl den Panoramaweg, oder den Gipfelrundweg machen sollen...hmmmm. Der geneigte Mitleser möge mir mein freches Lachen entschuldigen.
So aber nun zu den wirklich schönen Dingen im Gebirg. Kurz geht’s über die Terrasse und trotz Wegweiser waren wir schon nach wenigen Minuten ganz allein. Zuerst gings nur bergab *seufz* wobei ich, als Gernaufsteiger, sagen muß, es war schön. Die Landschaft war grandios und die neidischen, vielleicht auch mitleidigen Blicke, die wir von der Aussichtsterrasse in unserem Rücken spürten, taten gut und machten stolz. 15-30 Minuten waren wir unterwegs bis wir zum ersten Wegweiser kamen....wir ignorierten ihn und gingen einen schmalen Pfad nach oben. Nicht lang waren wir unterwegs und die ersten...hmmm, tja...freudigen Ausrufe? Passt das? Na, egal...jedenfalls war es total genial. Das diesige Wetter und die schlechte Sicht zeigten uns das Nahe...und das war einfach nur schön. So lagen wir schließlich im tiefen Gras und wussten...keiner kommt, niemand stört. Wir sahen den Wolken zu und unterhielten uns über Petras geniales Trinksystem...das „Schläuchel“. Irgendwann mussten wir aber trotzdem weiter. Immer dem Grat entlang, nur einmal einer ziemlich schwierigen Stelle ausweichend, marschierten wir Richtung Breitenstein. Es war wahnsinnig. Ich hatte die Tour von unten schon immer geplant, aber was sich uns da an Schönheit bot...tja, jetzt fehlt mir ein Superlativ. Immer am grasigen Grat entlang, auf dem nur der Stacheldraht...der war für die Rindviecher...ein bisserl störte, kamen wir an unseren ersten Gipfel. Eigentlich war das „Elbacher Hochkreuz“ wirklich nur ein Kreuz auf einem kleinen Felsen, aber es war schön, einfach nur schön und als wir dann die Namen der verstorbenen Bergkameraden der Sektion Aibling lasen, die da z.B. am Annapurna ihr Leben ließen, stieg das kleine „Buckerl“ in unserer Achtung und es war gut dort gewesen zu sein. Auch so ein kleiner Gipfel verdient einen Eintrag ins Gipfelbuch und so schrieb ich auch da meinen Spruch hinein, der auch auf allen meinen großen Bergen steht: „Es gibt viele Wege in die Freiheit, einer führt über die Berge “ Ob die toten Kameraden die Freiheit gefunden haben?
Eine kleine steile Stelle wollte Petra nicht gehen und nahm den Weg unterhalb. Ich spähte lange nach ihr und als ich ihr entgegen ging sah ich sofort, dass was nicht stimmte. Kurz unaufmerksam...ich schreib das halt jetzt einfach, weil ich ja nicht dabei war...rutschte sie aus und purzelte einige Meter bergab. Eine Schramme am Arm, ein Kratzer am Popo und wieder einmal eine kaputte Berghose waren das Ergebnis. Und der Schreck saß ihr noch gewaltig in den Gliedern. Der nächste Wegweiser...Gradaus nach Birkenstein...rechts zum Schweinsberg. Ich sagte Schweinsberg, und so gingen wir. Nicht, dass ich immer recht hab, aber wir gingen halt. Sicher, es war dann auch falsch, aber dieses Gipferl...ich hab ja so kleine Gipfel immer irgendwo ignoriert, aber dieser...ganz mit wunderschönen Disteln bewachsen und mit einen schmiedeeisernen Gipfelkreuz...und wir beide ganz allein...ich denke ich muß nicht mehr sagen. „ein Traum“ ist auch das Einzige was mir dazu einfällt. So, nachdem das mit dem Schweinsberg der falsche Weg war, gingen wir zurück und kamen auch dann bald zur Kotalm. Die Kotalm....auf einer Alm gibt es Kühe.........und nach einem Erlebnis mit einem kastrierten Exemplar dieser Spezies dieser Art ist Petra auf selbige „Fladenleger“ nicht mehr gut zu sprechen. Tja, wie war das? Wir gingen die Weide bergab und eine der wiederkäuenden Damen warf ihren interessierten Blick auf uns...und just im gleichen Augenblick fiel ihr wohl ein, dass weiter unten ein Wassertrog stand, und dass der Durst wohl grenzenlos ist. Und schon trabte das Rind, natürlich auch auf dem Weg hinter uns her. So ein Rindvieh ist ja auch nicht blöd......Nur, der Durst muß schon sehr arg gewesen sein, weil...langsam war die Kuh nicht...was Petra zu dem Ausruf bewog: „Die will mich fressen“...und das Tempo, dass meine Begleiterin dann anschlug war...schnell. Was blieb mir anderes übrig als hinterher zu laufen.....Ich lief....lief...hinterher...ich hörte...schneller....fressen....ich lief...und dann- waren wir falsch. Wir sahen den Weg wohin wir mussten, aber jeder Versuch dahin zu gelangen scheiterte. Es half nichts, wir mussten zurück. Wieder an den Rindviechern vorbei. Gott sei Dank...sie hatten keinen Durst mehr, und auch keinen Hunger sondern dösten in der Sonne. Wir „schlichen“ uns vorbei...fanden den richtigen Weg den wir schon seit einer Stunde gesehen hatten. Petra war ziemlich fertig und so ließen wir den Breitenstein sausen und gaben uns einer Brotzeit auf der Kesselalm hin. Bis auf ein paar Kölner, die ihr Bier mitgebracht hatten und ja so gute Bergsteiger waren *kicher* war das dann ganz ok. Dann gings nur noch über einer Forsttrasse nach Birkenstein ...landschaftlich total schön...und dann weiter nach Geitau. Eigentlich nichts besonderes, nur...das Unwetter das uns folgte, das war eindrucksvoll und als ich dann mit nacktem Oberkörper im Wind stand...konnte ich nur eins zu Petra sagen: „ Denk and die armen Schweine, die das nicht erleben dürfen“. Wir kamen dann auch trocken...und doch ziemlich müde im Gasthof an. Wir waren noch nicht beim Duschen, als es zu regnen anffing...auch den Regen hätten wir genossen...an so einem Tag auf den einsamen Graten am Wendelstein.
Erwin Hoffmann
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