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Bergsteigen mit Kindern (Gelesen: 7104 mal)
Jan
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Bergsteigen mit Kindern
01.01.1970 um 01:00:04
 
Sein Kinderbergsteig-Schicksal teilt Yak sicher mit vielen andern.
Durch Langweile und/oder Überforderung (s. Beispiel von Astrida zum Allalin) werden wohl viele Kinder vergrault.

Nach meinen Beobachtungen war das Gamsspitzl für unsern Keks die aktuell oberste Grenze, vielleicht nicht körperlich, aber psychisch - während der Bub sonst bei der Heimfahrt im Auto brav einschläft, war er hellwach und aufgedreht. Irgendwie gabs da ne drogenartige Ausschüttung zur Mobilisierung letzter Reserven.
Das halte ich für in Ordnung, wenn derartige Touren die Ausnahme bleiben. Das gesunde Gleichgewicht zwischen Spiel und Anstrengung ist ganz wichtig, denk ich mir.

Mein eigenes alpines Aufwachsen war glücklicherweise zwanglos - auf den Familien-Almwanderungen (Tegernseer bis zum Abwinken *gg*) trappste ich halt mit und hatte dann am Ziel den ganzen Tag zur freien Verfügung, während meine Eltern sich ausruhten.
Bei den paar Touren, wo was "schiefging", z.B. In-die-Dunkelheit-kommen, nichtendenwollende Moränenaufstiege, Wolkenbruch, stundenlanges Schneestapfen (in den 70ern gabs noch Winter *gg*), Erschöpfung, kümmerte man sich rührend um mich, so dass ich wusste dass mein Zustand/Problem ernstgenommen wird. Das einzige, worunter ich litt, war das späte Aufbrechen - ich erinnere mich mit Schrecken an zahllose Anstiege in der Mittagshitze.

Meiner Einschätzung nach sind u.a. folgende Aspekte bei Kindertouren zu beachten:
- Ortskenntnis der älteren Begleiter sichert Ruhe und Überblick
- "Divide et impera": Tour in Etappen gliedern, diese dem Kind mehrfach beschreiben, ruhig auch auf langweilige Abschnitte hinweisen
- auf Anzeichen der Ermüdung achten: Führt geringes Anziehen des Tempos zu häufigerem Stolpern?
- Bewusst zwischen gefährlichen Wegabschnitten und harmlosen unterscheiden: "Jetzt müssen wir ganz gut aufpassen!" "Geschafft! Jetzt können wir wieder normal gehen"
- Zwischenverpflegung mitnehmen, die das Kinderl gern mag - vor der Tour fragen!
- Deko-Utensilien maßvoll einsetzen: eigenes Seil, Kindersteigeisen (sind eigentlich "nur" Grödel, aber das muss man ja nicht sagen)
- übliche Rituale (z.B. Kuscheln vor dem morgendlichen Aufstehn) auch auf der Hütte beibehalten
- so oft wie möglich Begegnung mit Tieren suchen

Grüße,
Jan-F.

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Jobi
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It´s lonely in the sadle,
since the horse died.

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Re: Bergsteigen mit Kindern
Antwort #1 - 01.01.1970 um 01:00:04
 
Das meiste kommt von ganz alleine, wenn die kleinen Engel im Mittelpunkt stehen.

So habe ich mit angewöhnt, die Touren "flexibel" auszulegen, von Anfang an: Ich mache eine grobe Vorplanung und achte darauf, stetst Optionen und Alternativen zu haben.
Ich lege eine Tour also nach Möglichkeit nicht so aus, daß eine bestimmte Hütte erreicht sein muß, sondern, daß ich an der Hütte fragen kann: "Sollen wir gleich weiter, wollen wir Pause machen?" und oft genug kommt sogar heraus: "Hier ist es so toll, laß uns fragen, ob wir hier schlafen können und morgen weiter gehen".

Das gilt dann nicht nur für die großen Entscheidungen (Übernachtung). Wenn die Kids mal Spaß daran finden, an sich an einer Stelle länger auszutoben - nur zu.
Das ist natürlich nur in kleinen Gruppen in der Form zu organisieren.

Was ich an Jans Beitrag ganz toll finde, ist die Idee mit eigenem Seil, Steigeisen etc.
Auch Jessy und David sind richtige [kleine] Bergsteiger und könnten sich in notfälliger Situation mit dem eigenen Equipment gut selber helfen - es möge nie dazu kommen. Sie haben auch das Wissen, mit dem Zeugs umzugehen. Das macht sie stolz und ist mir aber auch faktisch wichtig.

Was die Schwierigkeitsgrade angeht: Die Anatomie der Kids ist nunmal ganz anders, vor allem das Verhälnis der Körpermasse zur Kraft.
Seit David mir in der Halle eine 5+ sauber hochgekraxelt ist, unterlasse ich es, das Scheitern einer Route meiner mangelnden Reichweite zuzuschreiben... Im Gelände kann er Risse als Faustrisse zum Piazzen verwenden, in die ich meine Finger nicht hineinbekomme.
Gleichzeitig gibt es aber 2er Routen (Kamine, Verschneidungen) die er beim besten Willen nicht ausspreizen kann - weshalb er dann scheitert.

Gerade wenn man solche extremen Sachen mit den Kindern macht (die beiden haben das Abseilen an einer Autobahnbrücke gelernt), muß man die Tour flexibel halten, denn der zuvor gefasste Plan kann urplötzlich zur Sackgasse werden...

[Jetzt hab ich mehr geschrieben als ich wollte, Sorry]
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Erfolg ist einmal mehr aufzustehen, denn hinzufallen. (W Churchill)
 
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weiß es auch nicht !

Beiträge: 337
Geschlecht: male
Re: Bergsteigen mit Kindern
Antwort #2 - 01.01.1970 um 01:00:05
 
Um das Thema zu vervollständigen, ich hab die Beiträge aus dem anderen Forum rausgenommen und sie hiermit richtig zugeordnet

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gggg
Re: Neue Regensburger Hütte / Stubai (2286m)  Datum:02.09.02 um 22:31

...wahrscheinlich kenne ich nicht genug kids vom keks-kaliber , die locker einen IIer packen...
gisela
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Yak
Re: Neue Regensburger Hütte / Stubai (2286m)  Datum:03.09.02 um 13:12


Wahrscheinlich hast Du recht, ich muß zugeben, dass ich mich auch schwer tue einzuschätzen was Kinder so leisten können. Aber wie gesagt bei der Knotenspitze : Der "Vor"-gipfel bietet keine technischen Schwierigkeiten und der Übergang zum Hauptgipfel, naja, normalerweise sind ja Kinder auch nicht alleine unterwegs sondern haben kompetente Unterstützung, das gilt sicher nicht nur für den Keks...
Wenn natürlich die Eltern schon unerfahren oder klettertechnisch nicht bewandert sind, dann ist eine Beschränkung auf die Kreuzspitze (3078m) anzuraten
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Astrida
Re: Neue Regensburger Hütte / Stubai (2286m)  Datum:03.09.02 um 17:46


Zitat von Yak:
Wahrscheinlich hast Du recht, ich muß zugeben, dass ich mich auch schwer tue einzuschätzen was Kinder so leisten können.  



Das hast nicht nur Du! Die "Leistungsfähigkeit" von Kindern hängt von diversen Faktoren, u.a. Tagesform, Motivation, technischer Anspruch der Tour etc pp. ab und ist auch bei gleichalten Kindern völlig unterschiedlich.

Ich würde grad das Gamsspitzl nicht unbedingt als Kindertour für 7-jährige empfehlen. Unser Bub hat halt Spaß daran, wobei man auch ganz klar dazu sagen muß daß die gesamte Tourenplanung auf ihn ausgelegt war, er war der Dreh und Angelpunkt und nur so kann eine anspruchsvolle Tour wie eben das Gamsspitzl auch funktionieren.
Wichtig war in diesem Fall z.B. daß wir am Samstag früh zur Hütte aufgestiegen sind, nachmittags Spielen am Gletschersee (der Staudamm war klasse!) und am morgen nicht zu früher Aufbruch. Als charismatisch wurde übrigens angesehen, daß er sein eigenes Seil hatte und wie die Großen Steigeisen angezogen hat. Macht natürlich ziemlich was her *gg*


Zitat von Yak:
...normalerweise sind ja Kinder auch nicht alleine unterwegs sondern haben kompetente Unterstützung, das gilt sicher nicht nur für den Keks...
Wenn natürlich die Eltern schon unerfahren oder klettertechnisch nicht bewandert sind, (...)



Man sollte meinen daß grad bei anspruchsvollen Touren mit Kindern kompetente Erwachsene dabei sind - die Realität schaut allerdings so aus, daß wir im August einen ca 10-jährigen Buben samt Mutter am Allalinhorn (4.027m) gesehen haben, der vor Erschöpfung zusammengebrochen ist. Da war's nix mit kompetenter Unterstützung...

Summa Summarum: Was das eine Kind mag und mit Freude geht kann für ein anderes gleichaltriges oder auch sogar körperlich gleichstarkes Kind ein Horrortrip werden.

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Yak
Re: Neue Regensburger Hütte / Stubai (2286m)  Datum:03.09.02 um 21:52


Weißt Du Wuschl ,ich find es eh erstaunlich.
Als ich so alt war wie der Keks, da haben mich meine Eltern auch mit in die "Berge" geschleppt, aber natürlich nicht auf 3000er, wäre für sie viel zu wild gewesen, sondern auf Tages-Hüttenwanderungen. Ich hätte kotzen können und zwar den ganzen Tag, so öde fand ich das. Es hat ein Jahrzehnt gedauert bis ich wieder Freude an den Bergen gefunden habe, den damals wollte ich nur ans Meer !!!
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gggg
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Re: Bergsteigen mit Kindern
Antwort #3 - 01.01.1970 um 01:00:09
 
ganz blöde anfängerfrage *schamhaftzubodenguck*:

was macht ein kind mit einem "eigenen seil"? ich dachte immer, seile benutzt man mindestens zu zweit...??? grübel...

gisela
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DAV-Trainerin C Bergwandern

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Re: Bergsteigen mit Kindern
Antwort #4 - 01.01.1970 um 01:00:09
 
na, wieder was gelernt!
schee schaun's aus, die 2 helden der berge ... ob kleiner gletscher oder firnfeld, es macht halt doch was her.

wünsch euch noch viele schöne touren miteinander!

gisela
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