Eine Woche im Defereggental / Osttirol


Freitag, 19.08. - Almerhorn

Heute steht ein besonderer Berg auf dem Programm, der Wetterbericht kündigt wieder Gewitter für den Nachmittag an, aber aus Erfahrung weiß ich, dass der Nachmittag hier südlich vom Hauptkamm oft sehr früh losgeht…

Vor fast genau 20 Jahren war ich zum ersten und letzten Mal auf dem Almerhorn, der Abstieg damals bei Gewitter mit gebrochenem Fuß - allerdings auf der anderen Seite des Berges auf der (leichteren aber längeren) Route über Almerkees und Barmer Hütte.

Ich hoffe also, dass der Berg sich diesmal besteigen läßt ohne ein Opfer zu fordern. Im Führer steht ein Ier und dass die Route vom Staller Sattel über die Jägerscharte "oft unterschätzt" wird. Aber das liegt wohl an den vielen Touristen, die noch eine Tour machen, bevor sie das kurze Fenster für die Abfahrt ins Antholzer Tal antreten (nur zu jeder vollen Stunde bis Viertel nach möglich).

Von der Oberseehütte (2.016m) am Ufer des gleichnamigen Sees kurz unterhalb der Passhöhe geht es einen Rücken hinauf, bis wir auf die Skipiste treffen (es gibt zwei kleine Lifte am Stallersattel), auf der es steil weiter geht.

Über ein paar Geländestufen erreichen wir die Schutthalden, die zur Jägerscharte hinaufziehen.

©  Pet 2005
Wo ist hier der Ier? Die Jägerscharte (tiefster Punkt im Grat) ist gleich erreicht?!

Bald erreichen wir die Felsen und müssen zum ersten Mal Hand anlegen.

© Pet 2005

Die Kraxelstellen sind super gesichert, Drahtseile, Leitern, bald sind wir oben. Wir kommen nicht direkt an der Scharte raus und müssen uns elegant zwischen Riesenblöcken durchwinden und sie umklettern - das ist fast das Schwierigste, aber ungefährlich, denn es geht hier sehr flach auf das inzwischen fast verschwundene Almerkees.

Die gestrigen Gewitterschauer haben hier allerdings ganz ordentliche Graupel mitgebracht, und ab der Scharte wird es ein wenig rutschig, auf dem restlichen Weg zum Gipfel müssen wir also ein wenig vorsichtiger gehen.

Nach 2h30 haben wir den Gipfel erreicht und werfen einen schnellen Blick in die Runde. Wir beschließen, uns nicht aufzuhalten, schnell eine Kleinigkeit essen, aber dann nichts wie weg - über dem Hochgall stehen beunruhigend dunkle Wolken.

© Pet 2005
Blick von oben auf den Obersee, unten rechts am Ufer die Oberseehütte

© Pet 2005
Da braut sich was zusammen…

© Pet 2005
Die kümmerlichen Reste des Almerkees :-(

© Pet 2005
Nicht ganz der gleiche Blickwinkel, aber man erkennt doch, dass vor 20 Jahren noch ein Kees vorhanden war.

© Pet 2005
Keine Dolomiten zu sehen heute

© Pet 2005
Gorßvenediger (links) und Großglockner (Mitte) - ohne Gipfel auch nur zu erkennen, wenn man´s weiß

Im Abstieg beeilen wir uns, so gut es bei der Graupel-Schnee-Auflage geht, nehmen nicht den gesicherten, sondern einen zweiten markierten Weg, der direkt in die Rinne unterhalb der Scharte führt. Anfangs ziemlich steil und rutschig, aber zum Glück nur ein kurzes Stück - die Erinnerungen an meinen Unfall vor 20 Jahren und die näherrückenden Wolken machen mich ein bisschen nervös.

Schnell haben wir den anderen Weg wieder erreicht, offensichtlich hat diese Variante doch etwas Zeit gespart, auch die Gruppe hinter uns wählt diese Route. Nun sind wir aus dem kritischen Gelände, falls uns jetzt wirklich ein Gewitter erwischen sollte, wäre es wohl zu überstehen. Die dunklen Wolken verziehen sich aber zunächst wieder für eine kurze Weile und es fängt erst kurz vor dem Auto an zu tröpfeln.

Am Auto holen wir die verschobene Gipfelbrotzeit nach, auf die Tourihütte am See haben wir eh keine Lust. Wir sitzen im Kofferraum, schauen in den Regen und freuen uns, dass diesmal alles gut gelaufen ist.

Das war´s dann auch schon mit dem Urlaub. Am Samstag ist das Wetter so schlecht, dass wir den ganzen Tag mit Spielen und Lesen verbringen. Das Haus verlassen wir erst abends um wenigstens einmal auszugehen. Wir treffen viele alte Bekannte und auch Jugendfreunde aus vielen Sommern und Wintern, die ich hier verbracht habe. Wir bleiben bis zur Sperrstunde und schauen dann noch kurz in die Dorfdisco, schaffen da aber zum Glück sehr schnell den Absprung, wer weiß wie das geendet hätte ;-)
Ein schöner Abschluß einer trotz Wetterkapriolen mal wieder wunderschönen Woche!

Weiter geht´s… hoffentlich nächstes Jahr!

Pet

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