Auf und nieder, immer wieder ... oder: Lost in Haseiland! (Wellnesswanderwoche im BGL)

imageIst zwar auch schon ein wenig her, aber dafür um so liebevoller geschrieben ... ! Hier ist er nun - der lange erwartete Bericht von Ulli über Haseis Wellnesswanderwoche im August/September 2009 rund um den Königssee im fernen Berchtesgadener Land. Bestes Wetter, super Stimmung und eine Traumkulisse. Was will man mehr?

*Satire an*

Bevor ich zum eigentlichen Tourenbericht komme, will ich niemandem allzu lange vorenthalten, dass wir - obwohl es sich ja laut Ausschreibung augenscheinlich ‘nur’ um eine geführte Tour handelte - unglaublich viel gelernt haben in den sechs Tagen.

Die wichtigsten Lernziele also schon einmal vorab:

1 a)
image

1 b)
image

2 a) bis 2 z)
Wir können außerdem sämtliche möglichen und unmöglichen Skitourenvarianten rund um den Königssee und das Steinerne Meer im Schlaf auswendig aufsagen. Eigentlich hätte uns das nicht weiter verwundern dürfen - hatte der Tourenleiter doch bereits im Vorfeld im Forum auf meine zum Ausdruck gebrachte Hoffnung (‘Aber ich hoffe doch arg, dass wir Ende August/Anfang September weder auf noch in Fellen herumrutschen müssen!’) folgendes von sich gegeben:

‘Wie soll das dann gehen so ohne Ski? Wenn es nicht bald schneit, werden wir die Tour wohl absagen müssen ?’

Jedenfalls verboten wir Hasei nach kürzester Zeit unter Androhung von Weißbierentzug, ski-affine Begriffe in den Mund zu nehmen ( ‘Schnee’, ‘Ski’, ‘Felle’, ‘Abfahren’, ‘Wedeln’, etc.), was dann zu recht seltsamen Verkryptisierungen führen sollte, in etwa so: ‘Also, wenn man, nachdem der Regen bei Kälte einen anderen Aggregatszustand erreicht hat, Bretter und ganz bestimmte tierische Produkte unter den Füßen hat, dann kommt man genau da rechts oben über die Kuppe raus, macht dann die tierischen Produkte ab, lässt es laufen und kann dann in den Hang links von uns eine schöne Sinuskurve ziehen ...’

3 a) bis 3 z)
Wir lernen Kartenlesen. Wir lernen Kartenlesen. Wir lernen Kartenlesen. Wir lernen Kartenlesen ... Unter anderem lernen wir etwas ungemein Wichtiges, nämlich dass sich auch die Himmelsrichtungen mit umdrehen, wenn man die Karte umdreht - Herhalten fär die mannigfaltigen Kartenleselektionen musste allerdings komischerweise immer und ausnahmslos unsere arme Matoki (was wahrscheinlich daran lag, dass sie ihre Karte immer am schnellsten griffbereit hatte - ich jedenfalls hatte in weiser Voraussicht gleich gar keine mitgenommen!):

image image
image image

4 ) Der Großvenediger ist der Großvenediger ist der Großvenediger (gell, Hasei?!?).

5 ) Bergsteigerlügen sind schier unerschöpflich (gell, Anschi *grins*).

Aber von vorne:

Vollkommen naiv und hüchstwahrscheinlich mitnichten ahnend, dass sich überhaupt jemand anmelden würde, hatte Hasei recht kurzfristig vom 29.8. bis 3.9.09 doch tatsächlich eine von ihm höchst persönlich geführte Wandertour ausgeschrieben - ‘Die Berchtesgadener Alpen auf bekannten und weniger bekannten Wegen erwandern’, hieß das Ganze dann, und es sollte dabei grundsätzlich ‘ganz gemütlich’ abgehen.
Ebenso vollkommen naiv und nichts ahnend meldete ich mich also an - genauso wie Anschi ging ich von ein paar gemütlichen Wandertagen (mit Hasei als heimischem Wellness-Vorturner) aus. Da hatten wir uns aber alle miteinander getäuscht:
1. Die Tour kam zustande
2. Die Dehnbarkeit des Begriffs ‘gemütlich’ wurde zumindest für die zwei Damenkränzchen-Teilnehmer Anschi und mich doch ab und an aufs äußerste strapaziert

Ebenso angemeldet hatten sich aufgrund des ausgeschriebenen Versprechens, neben ‘gemütlichem’ Wandern auch den einen oder anderen etwas schwierigeren Gipfel mitzunehmen, folgende Helden der Berge: Mike und Matoki. Und am ersten Tag waren auch noch Dea und Timon mit von der Partie.

Samstag, 29.8.2009
Jedenfalls kommen alle - trotz mancher Routenplanerverwirrung - pünktlich im Basislager bei Hasei und Dea in Bad Reichenhall an, wo wir zunächst äußerst zuvorkommend mit einer weiteren Portion Koffein fit gemacht werden. Hasei erzählt uns auch gleich, dass er eigens für uns ein Seil mitnimmt - wir wundern uns - es sollte doch eine ‘gemütliche’ Tour werden; wozu braucht man da ein Seil? Erst, als uns ein Licht aufgeht und wir darauf kommen, dass so ein 10-m-Seil doch ganz prima dazu geeignet ist, ein paar schwere Rucksäcke hinter sich herzuziehen, sind wir total gerührt ob der Fürsorge unseres Tourenleiters 😊.

Das Wetter ist an diesem ersten Tag noch recht feucht, aber es geht tatsächlich wie versprochen von Hinterbrand aus sehr gemütlich los. Vor dem Erstürmen des Jenner kehren wir sogar noch ein und Hasei trinkt sogar einen Capuccino (für meinen Geschmack etwas zu dünn, dafür aber gleich ein halber Liter mit schön viel Schaum obendrauf).
Und es tritt danach sogar etwas eigentlich ganz und gar Undenkbares ein: Wir haben den Jennergipfel vollkommen für uns allein:

image

Leider müssen sich Dea und Timon nach erfolgreichem Abstieg von uns trennen, und wir trotten leicht betrübt unserem ersten Nächtigungsziel entgegen - dem Schneibsteinhaus:

image

Ursprünglich wollte Hasei mit uns aufs Stahlhaus (wahrscheinlich sollte uns das einen Vorgeschmack auf seine ‘eiserne Hand’ geben), aber dort hatte es für uns kein Plätzchen mehr gegeben, also müssen wir mit einem wirklich harten Verbot im Schneibsteinhaus leben:

image
Man beachte den Hinweis links unten !

Gott sei Dank sind unserer Rucksäcke bis an die Zähne mit Kleidung bewaffnet! Kaum haben wir uns halbwegs von diesem schweren Schock erholt, fallen wir auch schon ins Lager und träumen uns den weiteren Wellness-Wander-Tagen entgegen

Sonntag, 30.8.2009
Pünktlich wie die Maurer und fit wie Turnschuhe finden wir uns am nächsten Morgen zum haseiischen Frühstücksappell ein, und da der Schneibstein ja direkt vor unserer Nase steht, beschließen wir gemeinsam, diesen auch zu besteigen - alldieweil es danach laut Tourenleiter auch nur noch ganz einfach weitergeht und auch nicht mehr allzu weit bis zum heutigen Endziel, der Wasseralm, ist (hatte ich das mit den Bergsteigerlügen schon erwähnt??).

So sieht das dann jedenfalls von hinten aus:

image

Und so von vorne:

image

Und irgendwann sind wir dann tatsächlich oben:

image

Dummerweise müssen wir aber, bevor es danach erneut bergauf (und wieder bergab und wieder bergauf) geht, wieder bergab. Das sollte uns im Übrigen in den folgenden Tagen am laufenden Band so gehen. Beim Abstieg begegnen wir einem äußerst unerschrockenen Gesellen, der wirklich so nah am Weg stand und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt:

image

Die nächste (zumindest für das Damenkränzchen dringend benötigte) Rast machen wir am Seeleinsee, wo wir nicht nur die zischenden Füße ins eiskalte Wasser hängen, sondern uns auch erneut einreden lassen, dass es nicht mehr schwer und nicht mehr weit ist

image

Danach geht’s zuerst steil zum Hochgschirr hinauf, ab da dann eeeeeewig immer weiter bergab ins Landtal hinein, dann hoch über dem Ober- und Königssee entlang (mit teilweise atemberaubenden Tiefblicken), um schlussendlich alles durch die Röth wieder aufzusteigen. Und dann ist man allen gefühlten Wahrscheinlichkeiten zum Trotz irgendwann doch endlich da - auf der Wasseralm:

image

Die Damenkränzchen-Gelenke und -Muskeln jammern bedenklich, aber die Umgebung und die Stimmung auf der Wasseralm und vor allem die hervorragende und reichhaltige abendliche Gemüsesuppe sind Labsal für die Seele und die geschundenen Glieder.
Nachdem wir nicht allzu lange den Tag tatsächlich gemütlich ausklingen lassen, fallen wir erneut ins Lager und sägen, knirschen und schnorcheln uns den nächsten (Wellness)Wandertagen entgegen.

Montag, 31.08.2009
Zunächst geht es natürlich gleich wieder steil bergauf (auf dass sich der Muskelkater vom Vortag auch wirklich lohnt - die Gelenke knirschen, die Muskeln kreischen):

image

Bald jedoch sind wir am Halsköpfl angelangt, das mit einer unvergleichlichen Sicht auf den Königssee und St. Bartholomä aufwartet:

image

Es gelingt mir dort tatsächlich auch, Anschi die Teufelshörner aufzusetzen! Nur Anschis Versuch, dazu ein möglichst grimmiges Gesicht zu machen, schlägt fehl:

image

Danach geht es zunächst malerisch weiter, am Grünsee und am Schwarzsee entlang:

image

image

Aber wie sollte es auch anders sein: Kurz darauf geht es schon wieder extrem steil nach oben - und das Ganze nennt sich dann auch noch ‘Himmelsleiter’:

image

Aber auch an diesem Tag kommen wir schließlich und endlich an unserem Ziel an, dem Kärlinger Haus:

image

Während Mike, Anschi und ich es uns dann auf der Hüttenterrasse direkt oberhalb des Funtensees oder am See selbst gemütlich machen, rennen Hasei und Matoki noch mal auf die Schnelle auf den Viehkogel und winken uns von oben zu:

image

Jedenfalls können wir gar nicht so schnell schauen, wie die beiden wieder unten sind, und Anschi schafft es gerade noch, für uns und Hasei rechtzeitig Capuccino zu bestellen, den wir dann gediegen bei angenehmen Spätnachmittagstemperaturen auf der Wiese hinter der Hütte zu uns nehmen:

image

Vollkommen vergeblich warten wir abends auf der Hüttenterrasse direkt über dem Funtensee auf die eisklirrenden Minusgrade, für die der Funtensee berühmt ist, begeben uns nach leckerem Abendessen, erneuten Kartenleselektionen und diversen Damenkränzchenmuskelkaterauflockerungsübungen aufs Lager und träumen uns dem Steinernen Meer entgegen, in das wir am nächsten Tag eintauchen wollen (selbstverständlich taucht man hier aber ganz im Gegensatz zu sonst steil nach oben ins Meer).

Dienstag, 01.09.2009
Frischwärts und fast auf die Sekunde pünktlich treffen alle zum von Hasei unumstößlich festgesetzten Aufbruchszeitpunkt auf der Hüttenterrasse ein:

image
Damenkränzchen und Herrenhelden über den morgendlichen Nebeln des Funtensees

Schon bald zeigt sich das heutige Ziel der Begierde der Heldenfraktion - die Schönfeldspitze:

image

image

Auf dem Weg zum Basislager für dieses alpine Unterfangen (das Riemannhaus) treffen wir auf manch äußerst seltsame Steingebilde, die mitunter genauso seltsame Assoziationen auslösen:

image

Kurz vor Erreichen der Hütte will Hasei die Erfolge seiner mühsam vermittelten Bergkenntnisse überprüfen und behauptet steif und fest, dass der Großvenediger nicht mehr dort ist wo er eine Stunde zuvor noch stand, der unten abgebildete schneebedeckte Berg im Hintergrund also ein anderer sein müsse:

image
Der Großvenediger ist der Großvenediger ist der Großvenediger, gell Hasei ??

Das Riemannhaus liegt schon recht spektakulär:

image

Die Helden der Berge rüsten sich nach Kaffee und Kuchen für ihren Ansturm auf die Schönfeldspitze:

image

Derweil begibt sich das Damenkränzchen auf der Hüttenterrasse in Piz-Buin-Stellung:

image

Offensichtlich bravourös meistern Mike und Matoki die Klettereien und etwas ausgesetzteren Passagen und kommen dementsprechend bald oben an:

image image image image

Gemeinsam erleben wir nach der Heldenrückkehr und vor dem allnächtlichen Schnarchkonzert noch einen wunderschönen Sonnenuntergang:

image

Mittwoch, 02.09.2009
Auf unserem Weg vom Riemann- zum Ingolstädter Haus zieht es zunächst ziemlich zu (aber zum Glück regnet es nicht!):

image

Die Helden der Berge wollen ja eigentlich noch den Großen Hundstod mitnehmen, bei dem Wetter wollen sie aber lieber noch abwarten, wie sich die Lage entwickelt, und so harren wir vor und/oder hinter dem Haus gemeinsam der wetterlichen Entwicklungen:

image
Der Hüttenhund ‘Berno’ hat Gott sei Dank nichts mit dem Großen Hundstod zu tun!

image

Irgendwann reißt es dann doch noch richtig schön auf, und die Helden der Berge wagen den Einstieg (nachdem Hasei mehrfach betont hatte, der Ausstieg sei kinderleicht zu finden ...*g*):

Graziös wie Gazellen und sicher wie Gemsen klettern unsere Helden also gen Himmel:

image

Nur: Wo ist er nun, der Ausstieg ??

image

Nun, er wurde partout nicht gefunden, der Gipfel blieb versagt, Hasei vermutete beginnenden Alzheimer oder Schlimmeres - und dennoch kehrten alle sichtlich zufrieden zurück:

image image image

Das Damenkränzchen hingegen hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, Hüttenhund ‘Berno’ mit allerlei Wurf- und Apportierspielzeug bei Laune und den einen oder anderen Plausch mit der überaus sympathischen Hüttenwirtin zu halten.

Abends schauen wir dann noch gemeinsam eine ganze Weile einer Gewitterzelle beim Zusammenbrauen zu:

image image

Vernünftigerweise suchen wir aber natürlich die schützende Hütte auf, bevor es so richtig losgeht. Während das Gewitter tobt, malen wir uns aus, wie sich ein Tornado wohl im Steinernen Meer auswirken würde (sicher total spektakulär: herumfliegende Schafe und Gesteinsbrocken).

Wir haben für unsere letzte Nacht tatsächlich das erste Mal ein Zimmer ganz für uns allein - aus unerfindlichen Gründen soll diese Nacht allen Erwartungen zum Trotz aber die lauteste von allen werden, ja, es wirkt fast so, als seien wir alle förmlich entfesselt ob des fehlenden Fremdpublikums 😉

Donnerstag, 03.09.2009
Heute steht uns nur eine klitzekleine Abstiegsetappe zum Königssee bevor (1.700 großteils ziemlich steile Höhenmeter); dementsprechend flott geht es dann auch voran - jedoch nicht, bevor wir nicht noch eine kurze letzte Rast auf dem Kärlinger Haus eingelegt haben:

image

Bald danach kommt auch schon der Einstieg in die Saugasse, und ab hier geht es nur noch steil bis ultrasteil bergab:

image

Anschi legt bei diesem Abstieg einen völlig ungeahnten Turbogang ein (sie will die Schwammerl in den Knien offensichtlich möglichst schnell loswerden), und selbst meine Wenigkeit wird ganz am Ende unserer Tour ebenfalls noch einmal erstaunlich flink (die sanitären Vorzüge der Zivilisation üben manchmal geradezu magische Anziehungskraft aus), sodass das Damenkränzchen immerhin von sich behaupten kann, zumindest auch ein Mal die Schnellsten gewesen zu sein 😉

In St. Bartholomä statten wir noch dem Biergarten einen Besuch ab und fahren dann traditionsgemäß bei gerade noch haltendem Wetter nach Schönau. Soeben angekommen und ausgestiegen, öffnen sich die Schleusen des Himmels und auf unserem kurzen Fußweg zur Gaststätte kübelt es derart beachtliche Mengen an Wasser auf uns, dass wir alle doch noch bis auf die Knochen nass werden - netterweise holt Dea uns (resp. Matoki) dort ab, um wiederum Matokis Auto abzuholen.

Gemeinsam fahren wir noch zum Basislager unserer abenteuerlichen sechstägigen Unternehmung (sprich: zu Hasei und Dea), wo uns Hasei noch den Beweis liefert, dass er tatsächlich ein Seil dabei hatte:

image

Hätten wir ihm doch nur geglaubt - dann hätten wir keine sechs Tage lang unsere schweren Rucksäcke schleppen müssen!!!

*Satire aus*

Fazit: Es waren ganz wundervolle Tage bei (nahezu) allerbestem Wetter, eine trotz extrem unterschiedlichen Voraussetzungen super Truppe (resp. Trüppchen *g*), und selbst Hasei scheint ganz offensichtlich seinen Spaß mit uns gehabt haben - oder waren es doch nur die weißen Pulver-Tagträumereien, die immer wieder ein Lächeln in sein Gesicht zauberten ??

Text: Ulli
Fotos: Matoki, Mike, Ulli

mali, 11.11.2009 15:19