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Kalk haben wir genug zu Hause (Gelesen: 7414 mal)
Lamл[tm]
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Kalk haben wir genug zu Hause
18.06.2012 um 23:45:08
 
Dafür muss man nicht ins 17. Bundesland fahren. Deshalb führt uns unsere Saisoneröffnung zwar auch nach Italien, aber nicht an einen allseits bekannten und von unseren Landsleuten quasi okkupierten See, sondern nach Chiavenna. Mit Rotwein, Bresaola, Pecorino, Kaputtschino, Crostata und vor allem natürlich solidem Granit wollen wir es uns mal so richtig gut gehen lassen.

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag "Welcome to Bunga-Bunga-Land" (http://www.kletterdorf.de/forum?Itemid=89&func=view&catid=659&id=136176#m136176) überschreiben, aber das ist zwei Monate vorher Geschichte geworden. Geändert hat sich für uns dadurch nichts, ich bin vorher auch schon gern dahin gekommen.

Noch vor dem Aufbau des Camps gewöhnen wir uns schon mal an den heißen Stein. Zunächst mal nur um zu sehen, dass die Reibung besser ist als zu Hause.

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Doch bald versuchen wir uns mit weniger oder mehr Erfolg an etwas Schwierigeren. Jürgen und ich übten sich im Sporthängen, Enrico machte uns gleich, dafür erfolgreicher, den "Top rope tough guy".



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Auch das gehört zur südlichen Sonne: Auf einem Zentimeter Erde wachsen ansehnliche Blüten.

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Am nächsten Tag geht es gleich ans Eingemachte. Wobei wir uns fast einmachten.

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Denn die hier als (2) markierte "Paradisdican" entpuppt sich als harter Brocken.

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Das Unangenehme ist: Zuerst ist abzuseilen, dann wieder hochzusteigen. Wer es nicht schafft, macht Canyoning bis zu einem Wasserfall und darf sich dann von der Rettung abholen lassen.

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Dabei sieht alles so harmlos aus.

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Oder doch nicht?

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Für bombige Sicherung ist gesorgt, aber so, dass man sich da dran hocharbeiten kann, ist es nun auch wieder nicht.

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5 Mal abseilen zum Einstieg.

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Noch ist er guter Dinge, unser Reiseleiter.

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Enrico zieht die Schlüssellänge, Jürgen vollendet sie.

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Ansonsten ist für alles gesorgt.

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Bei Hakenabständen von 15 Metern, aber leichteren Gelände schlägt Jürgens Stunde. Eine zweite Route ist nicht.

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Stattdessen abhängen in Prato Pince und (dem nicht mit Bunga-Bunga zu verwechselnden) Bodengo, zwei altertümlich anmutenden Dörfern des Hochtals. Das muss das Paradies sein. Angenehme Temperatur, inmitten der Berge, Sonnenschein.

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Von bis zu 1500 m höheren Bergen umrahmt, leben hier neben wenigen verbliebenen Ziegenälplern einigge Neureiche

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und am Wochenende lassen sich die Haufen von Touristen auch weder durch 10€ Straßenmaut noch durch das Klo am Parkplatz davon abhalten, diesen schönen Fleck mit ihren "Häuflein" zu verschönern. Traurig

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Durch die herrliche Natur rund um das paradiesisch gelegene Bodengo spatzieren wir noch eine Weile.

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Am Rückweg wird dem aufwändigen Straßenbau noch ein kurzer Stopp gewidmet.

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Mit den 10€ für das Jahresticket ist das jedenfalls nicht bezahlt. Zurück am Camp bleiben uns noch etwas Zeit für die Sicht auf die jetzt noch unzugänglichen, Chiavenna um bis zu 3000 m überragenden Gipfel.

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und den Wasserfall, der den Straßenlärm von uns abhält.

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Dann geht es in die Pizzeria. Karaffe Wein 8€, Teller voll mit Bresaola (Bündnerfleisch) 5€50. Dafür bekommt man das bei uns in .de nicht mal im Metzgerladen.

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Das hier verspricht für mich ein Wandertag zu werden. Jürgen hakt mit Enrico schnell noch ein paar Touren ab, da will ich die zwei nicht behindern.

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Ich hingegen erfreue mich an einem Geisterdorf,

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einem Zauberwald, in dem man hinter jedem Stein einen Berggeist resp. eine meist gute Fee vermuten könnte (wenn man denn an so was glauben würde).

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Auch eine Hochspannungsleitung aus der Pionierzeit der Elektrifizierung

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und Aussichtpunkte gibt es zu entdecken.

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Die "Schlangenhaut" mache ich dann doch mit. Leider haben wir kein Bild von der Schlange, die über die Platte kroch.

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damit ich nicht der Einzige bin, der Fotos macht. Zwinkernd

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In der malerischen Altstadt kaufen wir ein paar Lebensmittel, Tape etc.

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Der Wasserfall macht die Tafelmusik.

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Der Mittwoch sieht uns (nach Umzug) im Val di Mello. Noch ist es warm am Sasso Remmenno,

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« Zuletzt geändert: 28.04.2016 um 08:35:20 von Lamл[tm] »  

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Re: Kalk haben wir genug zu Hause
Antwort #1 - 18.06.2012 um 23:52:23
 
Der Mittwoch sieht uns (nach Umzug) im Val di Mello. Noch ist es warm am Sasso Remmenno,

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wo ein Eingeborener mal vorführt, was man unter Waden versteht.

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Bombenfeste Schuppen an Stelle von Platten bestimmen die Kletterei.

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fast immer jedenfalls. Kommt uns allen sehr entgegen.

Doch die spätwinterlich überwiegenden Talwinde kehren sich zu eisigen Fallwinden um. Im von verschneiten Flächen (über die riesigen Ausmaße der Kare habe ich mich 2003 überzeugen können) eingekesselten Val di Mello ist das besonders deutlich ausgeprägt. Daran sind nur die Eisheiligen Schuld.

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Die letzte schöne Stunde im idyllischen Tal mit den Steinen, die für die "Sassisti" des Melloblocco die Welt bedeuten

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und dem Blick auf die grandiose Wand der "Asteroidi" mit den nicht durch ganzzahlige Division zu beschreibenden Meeren, die zu befahren uns dreien zumindest in diesem Leben leider vorenthalten sein wird.

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Diese Nacht war die einzige, in der ich mich über meinen Winterschlafsack gefreut habe. Und nach der ich das Frühstück im Zelt zubereitet habe.

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Bei sonnigen, (nun ja) eisigen Wetter gehen wir nach San Martino, Wettervorhersage ziehen. Wir erfreuen uns an dem typischen Ortsbild.

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Sogar mitten im Ort war das Melloblocco.

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"Schön, windig & kalt" konnten wir bei ilmeteo.it und bei der NZZ lesen. Nachmittags ziehen wir alles an, was wir in den Zelten finden und gehen die "Nirwana dell'Alba". Vor diesem Anblick schauderte sogar dem Jürgen: Nach 20 arcshglatten Metern der erste geschlagene Haken.

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Dieser Einstieg der Route macht ihrem Namen jedenfalls alle Ehre, früher oder später führt sie ins Nirvana. 22 Kletterjahre lang habe ich lieber verzichtet als vor gruseligen Touren etwas zu rauchen oder einzuwerfen, dabei belasse ich es.

Doch man kann (original) von links einsteigen, und so ist das einiggermaßen zu verantworten. Größtenteils verfolgen die Touren Risse, die mit hinreichend großen (!) Friends, sofern man davon genügend (!) dabei hat, beliebig gut zu sichern sind.

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Auch Standplätze sind da nicht ausgenommen.

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Nicht umsonst begann das Klettern im Val di Mello erst nach Erfindung der Friends, und daher wird man Routennamen wie "Separate Reality" o.ä. hier vergeblich suchen. (In dieser Zeit hätten einen die zum Transport in die Parallelwelt üb- und erforder-lichen Mittel auch für sehr lange Zeit hinter schwedische Gardinen gebracht. Deshalb waren die meisten Erstbegeher der Erschließungsphase (70er Jahre) auch Eingeborene.)

Inzwischen ist 10 Meter rechts ein Standplatz gebohrt. Nicht stabiler als das Teil oben, aber dafür bekommt Jürgen die drei Friends und den Keil wieder.

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Laut Topo geht es hier weiter.

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kann eigentlich nicht sein. Und deshalb sucht Jürgen den Weg 10 m weiter rechts. Etwas korrodierter Stahl zeigt den Weg, und kurz drauf kommen die "Regenschirme" wieder zum Einsatz.

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Durchgefroren fahren wir zurück nach Chiavenna. Auch hier versinken die Bergeim Nebel.

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Noch drei Tage lang toben wir uns in den kleinen Felsen um Chiavenna aus.

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Der Splügen war nach 1818 für einige Jahre der am besten ausgebaute Pass der Alpen.

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Seit ein paar Jahren wird diese "Schlüsselstelle" umtunnelt, die in den Fels gesprengte Wand zum "Gemeinde- Klettergarten."

Dekadenz am Sasso del Drago. Sichern aus dem Auto. Alle 3 Meter eine Route. Aber auch Straßenlärm. Fabian würde mich töten, sollte ich jemals auch nur daran denken, ihn hier her zu schleifen.

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Doch selbst in diesem Rummelplatz fühlt sich die Tierwelt wohl.

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Was nicht heißen soll, dass es klettertechnisch anspruchslos zu geht. Hier habe ich den Stand ausgelassen und kämpfe in 135° steilen Gelände mit gefühlten 10 kN Seilzug. Strafe muss sein Smiley

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Danach geht es mit harten Armen zu Fuß zurück. Der als "Via Bregaglia" ausgeschilderte Wanderweg gestattet einige einmalige Ausblicke in die 3000er des Bergells.

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In 4-8 Wochen geht da die Saison los. An den Stein haben wir uns schon gründlich gewöhnt.

Bereits einen Tag früher als geplant treten wir wg. vorausgesagten Schmuddelwetters den Heimweg an. Den Bodensee trifft der erste "Hundstag" des Jahres. Im überwiegend schattigen Schlüchttal verbringe ich den letzten Tag meines Urlaubs.
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Re: Kalk haben wir genug zu Hause
Antwort #2 - 14.07.2012 um 11:01:58
 
Hier jetzt das Video: http://youtu.be/UszFyleHxfE

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« Zuletzt geändert: 25.01.2013 um 22:43:04 von Lamл[tm] »  

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