Unterwegs mit der SAN „Fit & Sexy - ohne Leiden!“


Die Durchquerung der hochalpinen Kernregion der Ötztaler Alpen hat viele Gesichter. „Ötztaler Skidurchquerung“ klassisch von Obergurgel nach Vent, touristisch beworben als „Venter Runde“ oder nüchtern „Ötztaler Skihochtourenrunde“ mit Raum zum Träumen. Wir füllen den Plan mit Erleben.
Tourenbericht zur Ötztaler Skihochtourenrunde 386 – 1. bis 5. April 2016.

Unterwegs mit der SAN „Fit & Sexy - ohne Leiden!“

Ötztaler Skihochtourenrunde 386 – 1. bis 5. April 2016

Das Kochrezept

Die Durchquerung der hochalpinen Kernregion der Ötztaler Alpen hat viele Gesichter. „Ötztaler Skidurchquerung“ klassisch von Obergurgel nach Vent, touristisch beworben als „Venter Runde“ oder nüchtern „Ötztaler Skihochtourenrunde“ mit Raum zum Träumen. Wir füllen den Plan mit Erleben.

Die Zutaten – Verhältnisse & Gelände & Mensch

Nehme recht widersprüchlich vorhergesagte Wetterprognosen: von „Gipfel der Hochalpinen Lagen im Nebel, insbesondere im Staubereich des Alpenhauptkamms ohne große Niederschlagsmengen“ bis „sonniges Bergwetter bei lebhaftem SW-Wind in den Hochlagen“ und Frühjahrsverhältnisse bei akzeptabler Schneelage Anfang April. Nehme das einzigartige wunderschöne Gelände der Ötztaler Alpen. Nehme ein sportliches Team sympathischer Alpinisten/innen mit Schafkopfkenntnissen, das mit achtsamer Hingabe allen Herausforderungen gewachsen ist. Dann ist ein Großes möglich.

Die Zubereitung – große Momente auf den Etappen

Unser Leitspruch „Fit & Sexy - aber ohne Leiden!“ ist spontan gefunden, bei unserer Einstimmung im Kaffee in Sölden auf der Anreise.

Vent (1895 m) –  Similaunhütte (3017 m). Auf 5stündiger gemeinsamer Wegstrecke findet sich das Team. Schafkopfen (eine wichtige Entspannungsübung versierter Alpinisten/innen) und Weizenbier (natürlich alkoholfrei) schweißen auf der gastlichen Similaunhütte die letzten Nähte zusammen für die Herausforderungen der kommenden Tage. Das Team steht – im Vordergrund.

Similaunhütte (3017 m) – Fineilspitze (3514 m) Schöne-Aussicht-Hütte (2842 m)

Eine taktische Trödelpause am denkmalgeschmückten Fundort (19.09.1991) des „Mannes vom Similaun“ im Tisenjoch (3210m) verschafft uns für den luftigen Ostgrat der Finalspitze die angestrebte Einsamkeit und sichere Bewegungsfreiheit mit Steigeisen und Pickel. Wir begegnen ihnen am Skidepot, unseren heißblütigen Verehrern des nächtens auf der Similaunhütte. Die Abfahrt auf dem namenlosen Gletscher gestaltet sich - kurz gesagt - oben „hui“ und unten auf windgezeichneter Pachworkschneeoberfläche eher „pfui“; so aber verdienen wir uns „Extrahöhenmeter“ beim Gegenanstieg zur Schönen-Aussicht-Hütte (toll!).

Schöne-Aussicht-Hütte (2842 m) – Weißkugel (3738 m) – Hochjochhospiz (2412 m)

Ein Tag fürs Leben! Nicht zu schön, nicht zu schwer – aber ein perfekter Skihochtourentag im Frühling.
Das Wichtigste zuerst: Heiter, ausgelassen und gesund & munter bringt uns der Tag über die Weißkugel zum Hochjochhospiz. Beschenkt werden wir mit allen Facetten des Skihochtourengehens:
Drei Anstiege, zwei Abfahrten, lange Gletscherwege, Kletterei im II. Grad mit Steigeisen und Pickel. Die unverhoffte Dreingabe der extrem steilen Abfahrt durch die Ostwand der Weißkugel. Schnee als weiße Pracht in Form ruppiger Windkrusten, spröden Plattenpulvers, geschmeidiger Firnschmelze bis hin zum grundlos sumpfig weiche Faulschnee. Und Skitragens bergauf … doch das Team ist im flow – prächtig!

Hochjochhospiz (2412 m) – Fluchtkogel (3500 m) – Vernagthütte (2755 m)

Ein kniffliger Zustieg bringt uns zum Kesselwandferner mit seinen wahrlich arktischen Dimensionen. Darüber thront - weithin sichtbar - das Brandenburger Haus. Nach langem meditativen Gleiten stehen wir allein am Fluchtkogel.
Da staunen sie nicht schlecht, die Bergführeraspiranten samt Ausbilder, als wir Ihnen nach der Gipfelschau auf der Abfahrt begegnen und auf der Hütte erst … . Worüber, verraten wir hier nicht! Der Leser darf seiner Phantasie freien Lauf lassen.

Vernagthütte (2755 m) – Mitterkarjoch (3470 m) – Vent (1895 m)

Sturmtag statt Gipfeltag. Von der Hütte weg treibt uns straffer Rückenwind den weitwelligen Vernagtgletscher hinauf. Harscheisenbewehrte Ski und gute Spitzkehrentechnik bringen uns in das extrem steile Brochkogeljoch. Guat sa ma drauf! Oben am Taschachferner tobt uns der Sturm mit aller Macht entgegen. Für kurze Zeit hofft der Skibergsteiger auf das Unmögliche, klagt innerlich – Verlustaversion: „Ein Gipfel geht verloren!“ … doch Vernunft setzt sich durch. Es braucht nicht vieler Worte hier oben im Sturm – es geht um’s gesunde Herunterkommen, mehr nicht und das ist sehr viel, denn die Schlüsselstelle der Durchquerung - der Abstieg vom Mitterkarjoch - will gemeistert werden. Steigeisen und Pickel knirschen am Fels. Das provisorische Klettersteigset gibt Vertrauen, das alpine Können jedes Einzelnen zahlt sich aus und mit Bravour absolviert das Team den heiklen Abstieg. Im Windkolk am Fuße der Felsen sinkt der Blutdruck, lässt die Anspannung nach – Brotzeitpause. Ausgesprochen Verhalten gestaltet sich unsere Abfahrt bei den viel zu warmen Temperaturen. Aber es liegt immerhin Schnee bis zu Hauptstraße in Vent – durchgehend!

Das Team


Bild: SAN Team fit & sexy ohne Leiden
Sandra B., Susanne M., Martina W. und Reini Z. waren unterwegs mit der SAN fit & sexy – ohne Leiden!

Ausblick

In 2017 soll es wieder eine lässige Skidurchquerung im Bergsportprogramm der SAN geben; das hat sich das Team versprochen! Ja zugegeben, diese Zeilen können das bergsportliche Erlebnis und die persönliche Bereicherung des Teams für Euch nicht in voller Gänze wiedergeben, aber vielleicht macht es Euch Appetit aufs Mitkommen, wenn es wieder in die Berge geht ¬nach dem Motto: Unterwegs mit der SAN „Fit & Sexy – ohne Leiden!“.

Reini, 16.04.2016

Viracocha, 16.04.2016 17:30