Klettern? Ich? Bis vor ein paar Monaten konnte ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen, wurden mir doch schon oft auf Klettersteigen die Knie weich beim Blick in die Tiefe.
Doch dann kam die Mitgliederversammlung im Mai 2019 mit dem Bericht von Gaby über ihren Kletter-Einsteigerkurs 2018 in Loutra in Nordgriechenland – und ich habe festgestellt: so weit in die Tiefe muss man da gar nicht schauen.
Außerdem habe ich mir gesagt: falls das mit dem Klettern nicht funktioniert, könnte ich in Loutra auch Schwimmen, Mountainbike fahren, relaxen – also verloren wären die Urlaubstage auf keinen Fall.
Ich hab noch mal vorsichtig bei Gaby nachgefragt, ob ich da wirklich ohne jede Kletter-Vorkenntnisse teilnehmen könne – und dann hab ich mich angemeldet.
Die Ausrüstung, inclusive der Kletterschuhe, hab ich mir erst mal ausgeliehen (teils bei der Sektion, teils privat) – ein wenig Skepsis schwang schon immer noch mit, ob mir das wohl wirklich taugen würde.
Jedenfalls landete ich am 2. September in Thessaloniki, fuhr mit einem Transfer weiter nach Loutra und traf am Nachmittag Gaby, Julia und Kai.
Genauer gesagt: Kai hab ich erst mal nur aus der Ferne vom Meer aus gesehen – er kämpfte sich durch die stachlige Vegetation, um einen neuen Weg hinab zum Strand anzulegen.
Gaby und ich sind dann zur Felsbesichtigung schwimmen gegangen – das dürfte es auch nicht so oft geben.
Ein paar Hundert Schwimmmeter von Gabys Quartier entfernt erreichten wir die Bucht, die in den kommenden Tagen unser Hauptaufenthalt sein sollte.
Der Abend brachte dann noch echtes Urlaubs- und Griechenland-Feeling in einer Taverne auf den Felsen über der Küste.
Am nächsten Morgen wurde es dann ernst: Gaby wies uns in die Sicherungstechnik ein – und dann hieß es: ran an den Fels. Sieht so einfach aus, ist aber so schwer. Wie soll man da nur hochkommen ?
Erstaunlich: was im ersten Anlauf überhaupt nicht funktionieren wollte, ging im zweiten Versuch manchmal völlig problemlos – nach dem Auflockern von Hirn, Beinen und Armen.
Trotzdem: nach dem ersten Tag waren die Finger ziemlich aufgescheuert, und auch die Knie und die Schienbeine hatten ein paar Schrammen abbekommen. Das kann ja lustig werden in den nächsten Tagen…
Wurde es auch – aber im Sinne zunehmenden Genusses. Klar, die Finger brauchten ein wenig Verpflasterung für die ungewohnte Belastung scharfkantigen Felses – aber ansonsten ging es permanent besser: unverkrampfter, selbstsicherer und mit geübteren Bewegungen. So gelangen Routen bis zum unteren fünften Grad, die ich zu Beginn schlichtweg als für mich unmöglich klassifiziert hätte. Als Krönung stand am letzten Tag eine Drei-Seillängen-Route direkt ab dem Wasser auf dem Programm.
Das Klettergebiet in Loutra haben Gaby & Kai (Granit) zusammen mit ein paar Freunden in den letzten gut zehn Jahren erschlossen. In ungezählten Aufenthalten sind über 100 Routen entstanden. Zum Dank veranstalteten Kais griechische Freunde ein Kletterfestival, zu dem auch wir am Abschiedswochenende eingeladen waren. Tanz, Musik, beste Verpflegung – ein Höhepunkt unserer Woche in Loutra. Nicht nur dafür geht mein Dank an Gaby & Kai – auch dafür, mich an das Vergnügen Klettern herangeführt zu haben, für die Vielzahl von Klettermöglichkeiten in Loutra – und für eine rundum gelungene Urlaubswoche.
Nach uns kam dann die zweite SAN-Gruppe mit Gabi (mit “i”), Jana und Alfons. Diese Gruppe hat ein paar Spuren mehr hinterlassen, indem sie sich an der Routenerschließung beteiligt hat – u.a. mit der Route SANtorin. Siehe Alfons Bericht unter https://www.sektion-alpen.net/cgi-bin/yabb2/YaBB.pl?num=1569505555/0#0.
Wer auch immer mit dem Gedanken spielen mag, mal ins Klettern reinzuschnuppern: bei Gaby ist er (sie) in den allerbesten Händen !
Und zum Schluß: inzwischen steht ein Paar Kletterschuhe in meinem Schuhschrank…
Bericht: Karsten Seliger, 30.12.2019
Fotos: Gaby Lappe, Kai Maluck, Karsten Seliger
