Erfahrungen einer 4.000er-Novizin oder Phantom-Bergsteigen im Berner Oberland
19.08.-23.08.2006


Tag 1 - Samstag, 19.08.2006

Kurz vor 23h am Vorabend kommt noch ein Mail von Hasei, in dem etwas von Durchfall steht, aber was soll's … Heute soll es also endlich losgehen, die Nacht war megakurz, ich hole Hasei um 4h ab, um 5h sind wir bei Yak in Flintsbach.
Mit zwei tollen Helden bin ich hier unterwegs, der eine nimmt seit Wochen Antibiotika, weil seine Halsentzündung nicht weggeht, der andere ist mit Immodium vollgepumpt. Mir geht es erstaunlicherweise gut.

Wir fahren durchs dämmernde Inntal, kurz vorm Arlberg kommt Hunger auf und wir gehen frühstücken - in einer ganz normalen Autobahnraststätte, nix MacDonalds, es geht also doch ohne ;-)
Hasei haut sich eine ordentliche Portion Speck rein nebst diversen Brezen, das sieht doch gut aus, wer so einen Appetit an den Tag legt, der kann nicht krank sein. Oder doch? Wieder zurück im Auto wird er erst immer stiller und jammert dann immer mehr, also vorm Arlbergtunnel rausgefahren und erstmal an die frische Luft.

© Yak 2006
Morgendliche Übelkeit …

Nachdem wir eine Stunde warten und hin- und herdiskutieren und Hasei vergeblich versucht, den Speck wieder loszuwerden, beschließt er, dass es zwecklos ist und lässt sich von uns an den Campingplatz in Pettneu bringen. Wir setzen ihn da auch eiskalt ab und überlassen ihn seinem Schicksal - nachdem Andrea schon auf dem Weg ist, ihn abzuholen …

Ihr erinnert euch: "da nehmen wir Hasei mit, allein geht das nicht …" - das Berner Oberland ist damit trotz Optimismus, Heldentum oder Selbstüberschätzung eindeutig gestorben. Eine Zweiersseilschaft wäre dort auch fehl am Platz, wenn nicht so eine Unerfahrene am einen Ende des Seil hängt … Also doch ins Wallis - soll mir recht sein, wird schließlich von anderen Sektionsmitgliedern als das gelobte Land bezeichnet ;-)

Wir versuchen noch, Hasei zum Mitkommen zu überreden, bis morgen geht es ihm sicher besser und da gibt es schließlich auch schöne Berge. Aber er will nur noch neben seinem Rucksack ins Gras sinken und leiden.

Also fahren wir zu zweit weiter, wobei ich mutmaße, dass das alles nur ein abgekartetes Spiel war. Schließlich hab ich mal gesagt, dass ich unter keinen Umständen mit Yak zu zweit über einen Gletscher gehen werde, ich wiege schließlich nur die Hälfte von ihm, wie soll ich ihn jemals aus einer Spalte rauskriegen - wenn ich nicht einfach mit reingezogen werde?
Aber nun komm ich nicht mehr aus, und wir sind irgendwann am Nachmittag endlich in Saas Grund, wo wir uns erstmal nach einem Quartier umschauen. Das ist unerwartet schwierig, da nämlich überall Zimmer frei sind, muss man eine Auswahl treffen. Nach welchen Kriterien soll man das tun?

© Pet 2006
Heino? Da müssen wir hin!

Nachdem wir uns im Heino1 eingemietet haben (es gibt auch ein Heino2, da gibt es das Frühstück), wollen wir uns wenigstens noch ein bisschen bewegen. Und schon lerne ich meine Lektion: Immer alles einpacken!

Wie bescheuert aber auch. Wir sind davon ausgegangen, dass wir auf die Konkordiahütte steigen und 5 Tage später wieder runterkommen. Die ganze Zeit in großer Höhe unterwegs, also haben wir entsprechend gepackt: nur dicke Klamotten, der Gödecke liegt auch daheim, ganz zu schweigen von Kartenmaterial oder gar einem Zelt. Dabei hätten wir das ja alles ohne Probleme mitnehmen können, wir sind ja mit dem Auto unterwegs …

Also kaufen wir erst einmal Karten - ich diejenige, die Yak daheim hat, er die andere. Und dann gehen wir noch Richtung Triftalp, um die müden Knochen nach der langen Autofahrt noch ein wenig aufzulockern. Die Tourenhose ist tierisch warm, wie schön wäre jetzt die dünne Zip-Off-Hose, die daheim geblieben ist!

© Pet 2006
Da soll's morgen raufgehen, wenn das Wetter passt

Von da oben können wir kurze Blicke auf das Allalinhorn werfen, das Yak für morgen ausgesucht hat. Ein Seilbahnberg zur Akklimatisation, aber erstmal sehen, wie das Wetter wird …

 

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