Erfahrungen einer 4.000er-Novizin oder Phantom-Bergsteigen im Berner Oberland
19.08.-23.08.2006


Tag 2 - Sonntag, 20.08.2006

Frühstück ist um 6h45 angesetzt, das haben ein paar Jungs so bestellt, die heute einen Klettersteig gehen wollen - der Blick aus dem Fenster zeigt allerdings, dass das heute wohl nix wird. Es regnet hier unten, weiter oben wird's wohl Schnee sein … Die Wirtin meint auch, dass der Klettersteig sicher gesperrt ist.

Also frühstücken wir erst mal in aller Ruhe und überlegen uns dann, ob wir wirklich 69,- Franken in die Seilbahn investieren wollen, wenn dann vielleicht nix geht oben. Aber wir wollen ja auch ein wenig Höhenluft schnuppern, also beschließen wir hochzufahren, und wenigstens ein wenig rumzulaufen, damit wir uns akklimatisieren.

Vor uns fragt jemand an der Seilbahnkasse nach Alpenvereinsermäßigung und die gibt es tatsächlich! Das Gletscherskigebiet ist geschlossen, aber die Bahnen fahren trotzdem und so sind wir nach etwa einer halben Stunde, zwei Gondeln und der Metro Alpin in 3.500 m Höhe auf Mittelallalin angelangt.

Wie erwartet ist das Wetter hier auch nicht besser, es schneit nass, die Motivation, da rauszugehen, hält sich in Grenzen … Aber nach einer Weile haben wir uns doch angezogen und machen uns langsam um 11h auf den Weg. Den Umkehrzeitpunkt legen wir auf 14h15 fest, damit wir die letzte Seilbahn noch erwischen - denn zu Fuß wollen wir nicht unbedingt runterlaufen.

Zunächst geht es noch an der Piste entlang, hinter uns machen sich so langsam noch ein paar Leute auf den Weg. Die haben wohl nur darauf gewartet, dass ein paar Dumme vorgehen und spuren? Am "Anseilplatz", also da, wo man das Skigebiet verlässt, kommen uns einige Seilschaften entgegen, sie sind alle umgekehrt, auf englisch erzählen sie, dass sie keine Spur mehr gesehen haben und die Verhältnisse sehr schlecht sind.

Naja. Wird wohl nix heute mit meinem ersten 4.000er. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Anfangs ist sehr wohl eine sehr deutliche Spur vorhanden, und so stapfen wir dahin, die hinter uns entpuppen sich als Bergführer, der ein italienisches Pärchen führt, sie kommen zwischenzeitlich recht nah, aber bleiben dann doch ganz schön zurück.

Am Feejoch sieht man nicht mehr wirklich viel, um uns rum Schneesturm, die Spur wird immer verblasener und verschwindet so langsam … Wir erreichen einen Felsriegel, der Höhenmesser zeigt 4.000m an, aber wo es weitergeht wissen wir nicht. Nach kurzer Pause entschließen wir uns zum Umkehren. Ärgerlich. Wenigstens waren wir auf 4.000m. Aber befriedigend ist das nicht!

Plötzlich taucht unter uns der Bergführer mit dem Pärchen auf. Wenn der weitergeht …, der weiß bestimmt den Weg …, sind ja nur noch ein paar Meter … und während wir noch langsam hinter ihm herstapfen, reißt es plötzlich auf und man sieht den Gipfel. Und noch besser, da hinten im Nebel, was taucht denn da auf?
Zum ersten Mal in meinem Leben seh ich es in echt, das berühmte Matterhorn. Das hat schon was!

© Pet 2006
Yak vorm Matterhorn im Nebel

Yak stösst einen Juchzer aus und wählt die Direttissima. Kurz darauf stehen wir am Gipfel.

© Pet 2006
Mein erster 4.000er

Da oben ist man wohl selten nur mit so wenigen Leuten … Schon jagen die nächsten Wolken heran und wir machen uns auf den Rückweg, genau um 14h15.

© Yak 2006
Abstieg schon wieder im Nebel

Aber kurz darauf reißt es sogar richtig auf, und wir haben beim Abstieg noch richtig schöne Ausblicke!

© Pet 2006
Das wunderschöne Matterhorn

© Pet 2006
Blick zum Strahlhorn

© Yak 2006
Am Feejoch

© Yak 2006
Über so dicke Brücken geh ich auch entspannt ;-)

Im Abstieg kommen uns noch einige Bergsteiger entgegen, die aber wohl zu Fuß ins Tal zurück müssen. Wir dagegen erreichen entspannt die letzte Seilbahn, und genießen noch einmal den Blick zurück.

© Yak 2006
Durch das vormittags so schlechte Wetter merkt man erst wieder an der Bergstation, dass man einen Seilbahnberg besteigt - Glück gehabt!

Anschließend fahren wir gemütlich runter und genießen bald unsere Dusche und anschließend ein ordentliches Essen. Die deftigen Walliser Gerichte sollten genug Kraft für morgen geben, denn da wollen wir richtig angreifen …

 

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